Die dunkle Seite von Belohnungen: Warum sie manchmal schaden können 

 

Generell lässt sich sagen, dass Belohnungen motivierend wirken. Wenn am Ende der Anstrengung ein Goody auf uns wartet, dann sind wir bereit uns so richtig reinzuhängen, oder? 

In unserer Gesellschaft geht es um Leistung, machen wir uns nichts vor. Gute Noten, einen tollen Abschluss, eventuell ein Studium, einen gut bezahlten Job und und und ….  Wir werden schon von Kindesbeinen auf Leistung gedrillt. Ich höre den einen oder anderen schon einwerfen: „So ist halt unsere Gesellschaft. Und wer im Leistungsstrom nicht mitschwimmt, der bleibt finanziell und auch gesellschaftlich im unteren Bereich hängen.“ 

 

Kinder ticken da noch ganz anders. Sie wollen Spaß, sind neugierig, lieben Bewegung, Rollenspiel, Abenteuer, Matsch und viel Kontakt mit anderen Kindern. Leider kann man die Neugier auf unregelmäßige Verben in Englisch nicht so einfach entfachen. Darum wird in der Schule und im Elternhaus entweder mit Belohnung oder mit Druck gearbeitet. Da Druck ausüben immer verpönter wird, gerechterweise, versucht man es mit Belohnungen. 

Da sind zum einen die Noten, die einem Schüler bestätigen, dass er seine Sache gut gemacht hat oder eben nicht. Wenn ein Kind Mühe hat mit einem Fach, dann wirken sich die Noten negativ auf die Lernmotivation aus. Die schlechte Note aktiviert die Amygdala im Gehirn, die für die Furcht zuständig ist. Wenn jedoch Angst im Spiel ist, dann wird das Arbeitsgedächtnis stark beeinträchtigt, welches wiederum wichtig ist für Problemlösung, Entscheidungsfindung und planvollem Handeln. Ein Kreislauf aus Angst und Versagen wird damit in Gang gesetzt. Deswegen gelangt dieses Verfahren mehr und mehr in Verruf. 

 

Da gibt es die materielle Belohnung: das Eis, nachdem die 3er-Reihe sitzt, das ersehnte Buch, nachdem die Deutscharbeit gut ausgefallen ist oder gar einfach der Batzen, den man nach eigenen Gusto ausgeben kann. Die Neurowissenschaft hat nun herausgefunden, dass die Dopaminausschüttung nach materielle Belohnung bei jeder Wiederholung an Wirkung verliert. Dopamin ist das Glückshormon. Die Belohnungen müssen also immer größer werden, um den gleichen Effekt zu erreichen. 

Und was passiert, wenn auf einmal keine materielle Belohnung mehr erfolgt? Es ergibt sich eine Verlustaversion und Verlust wird meist doppelt so stark empfunden wie Belohnung. 

Die soziale Belohnung durch Anerkennung, Lob und Bindung durch Lehrerinnen, Eltern und Schulkameraden funktioniert auch eine Weile, wenn aber immer nach dem gleichen Schema Leistung anerkannt wird, dann flacht auch hier die Motivation ab. Außerdem wird in einer Klasse zum Beispiel Neid und Missgunst gefördert, wenn die einen viel Lob erfahren und die anderen wenig. 

Als Kleinkinder sind wir ständig am Üben, Ausprobieren, Erforschen und brauchen überhaupt kein Lob, um das Laufen zu lernen, um mit dem Löffel zu essen, um mit dem Laufrad zu fahren. Wir üben von morgens bis abends, ohne jemals unter den Aufgaben zu ermüden. Das nennt man intrinsische Motivation. Roth & Rypa nennen die Neugierde „eine Art Vorglühen des Glückszentrums“. Und kennen wir das nicht von uns selbst? 


Wenn wir etwas wissen wollen (Neugier), dann machen wir uns auf die Suche nach einer plausiblen Erklärung (voller Elan = Vorglühen des Glückszentrum). Ob auf YouTube, bei Google, in Fachzeitschriften oder Büchern, wir machen uns schlau, aus uns selbst heraus, ohne materielle oder soziale Belohnung. Das Erarbeiten vom Wissen ist erhebend genug. 


Was muss man jetzt aus diesen Erkenntnissen für Schlüsse ziehen? Ist unser Schulsystem, in dem 24 Schüler*innen zur gleichen Zeit Cäsar durchnehmen, sinnvoll? Sollte ein Schüler selbst seine Themen wählen und sich diese dann erarbeiten können? Das gilt es auszuprobieren. Eins ist allerdings sicher, die Neugier ist das wichtigste Element beim Lernen!